Sollte ich überhaupt Aktien kaufen?
Die Weltwirtschaft und damit auch der Aktienmarkt insgesamt entwickelen sich langfristig positiv. Trotzdem ist eine Anlage in Aktien oder ETF nicht für alle das Richtige.
Kannst du damit leben, dass es Kursrücksetzer gibt? Hast du genug Zeit und Ausdauer um dein Geld langfristig anzulegen? Für eine Investition in Aktien solltest du wenigstens 10 Jahre Zeit mit bringen.
Und hast du bereits deinen Notgroschen auf der Seite liegen, damit du nicht an das investierte Geld ran musst?
Ich halte die Investition in Aktien und ETFs für eine großartige Möglichkeit sein Geld anzulegen. Weil es einfach zugänglich ist und ich es komplett selbst machen kann. Dabei kann ich die Auswahl der ETFs oder Aktien perfekt zuschneiden auf meine Risikoneigung hin.
(Ursprünglich ganz von der Idee von ETFs überzeugt bin ich mittlerweile fast ausschließlich in Einzelaktien investiert.)
Nicht anlegen bedeutet Geld verlieren
Die Frage die sich auch stellt, ist: wie legst du dein Geld an, wenn du es nicht an der Börse anlegst?
Lässt du dein Geld zinsfrei oder nahezu zinsfrei auf dem Konto liegen, verlierst du fortlaufend Geld. Denn durch die Inflation (oder auch Teuerungsrate) sind 1000 Euro von heute in 10 Jahren weniger wert als heute. Die Kaufkraft ist geringer.
Die Inflationsrate der letzten 10 Jahre in Deutschland liegt bei 1,3. Im Schnitt der letzten 40 Jahre liegt sie bei 2,2%.
Die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an.
Rechnen wir zum Beispiel mit einer Inflation von 1,8% für die nächsten Jahre, hätten 10.000 Euro von heute in 10 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 8.366 Euro. Und in 20 Jahren von nur noch 7.000 Euro.
Das Prinzip Diversifizierung
Die Idee der Diversifizierung ist es, dein Anlageportfolio durch eine große Vielfalt von Anlagen sicherer und schwankungsärmer zu machen. Verliert eine Anlageklasse oder eine Aktie an Wert, verlieren nichts zwangsläufig auch die anderen an Wert.
Aber ab wann bist du gut diversifiziert?
Bei einer Zusammenstellung von Einzelaktien kann man ab einer Anzahl von 20 Aktien von einer guten Diversifizierung sprechen. Allerdings sollten hier dann auch viele verschiedene Branchen vertreten sein.
Mit einem ETF kannst du ganz breit in viele Unternehmen gleichzeitig investieren. So kannst du mit nur einem Kauf und selbst mit einem kleinen Betrag bereits in tausende Unternehmen investiert sein.
Für viele Experten und Anleger gehören zu einem wirklich diverzifizierten Portfolio auch andere Anlageklassen neben Aktien und ETFs.
Gold und Immobilien etwa. Gold hat dabei eher die Aufgabe einfach nur Wert zu erhalten, nicht zu vermehren. Langfristig, auf Jahrzehnte und mehr gesehen, gleicht Gold die Inflation aus, aber nicht viel mehr.
(10% in Edelmetallen. in der regel als wertspeicher, nicht um rendite zu erzielen. Für einige muss das Gold dann auch wirklich physisch vorhanden sein, also zb in form einer goldmünze oder barren. Es gibt aber auch die möglichkeit ein börsenprodukt zu kaufen, bei dem der Wert des investments physisch hinterlegt wird. ETC)
Aktien einzelner Unternehmen kaufen?
Apple, amazon und Tesla sind echte Erfolgsgeschichten der Börse und wer hier früh eingestiegen ist, konnte sein Geld vervielfachen.
Einzelne Aktien können also richtig viel Rendite bringen. Solltest du also nicht auch in einzelne Unternehmen investieren?
Wenn dich die Frage umtreibt, wie du 10.000 Euro investieren sollst, dann hast du dich mit Aktien und Börse bis jetzt vermutlich nicht wirklich beschäftigt.
3 häufige Fallstricke, und damit gute Gründe vorerst nicht auf Einzelaktien zu setzen, sind:
- die "Schnäppchen-Falle" (Oder "Weiter kann es ja nicht runtergehen Falle)
- die "FOMO-Falle"
- die "Psychologie-Falle" (nerven verlieren, auf Tiefpunkt verkaufen, das Handtuch werfen und die Börse bis zum Lebensende verteufeln)
In die Schnäppchen Falle tappen leider viele Anfänger. Hier lässt ein zuvor besonders stark abgestürzter Kurs eine Aktie günstig erscheinen. Der naheliegende Gedanke: wenn die Aktie sich nur wieder etwas berappelt habe ich ja schon einen Riesengewinn erzielt. Das Problem: in der Regel gibt es für den Absturz gute Gründe. Und eine Aktie kann von jedem Punkt aus immer genau 100% verlieren. Selbst, wenn sie nur noch 10 cent kostet.
FOMO steht für Fear of Missing Out. Und diese Angst etwas zu verpassen kann sich schnell einstellen, wenn die Aktienkurse von Hoch zu Hoch eilen. Nach einer Weile hat man den Eindruck, dass eigentlich gar nichts mehr schiefgehen kann. Und selbst absurd hohe Aktien-Bewertungen können plötzlich gerechtfertigt wirken, wenn der Preis der Aktie immer weiter steigt und steigt. Doch nach jedem steilen Anstieg folgen immer irgendwann auch mal Gewinnmitnahmen oder ein Rücksetzer. Und in manchen Fällen implodiert ein Hype vollständig und der Aktienkurs erreicht die Höchststände nie wieder.
Und schließlich gibt es da noch die Psychologie-Falle. Ein ganz typischer Anfängerfehler ist zum Beispiel der Verkauf von Aktien am Tiefpunkt, wenn alle Hoffnung verloren ist. Dem dann folgenden steilen Anstieg traut man zunächst nicht über den Weg, nur um dann irgendwann festzustellen, dass man den Wiedereinstieg völlig verpasst hat. Verluste können dich auch unvorsichtig machen, zum Beispiel wenn dich ein Verlust sehr ärgert, und du deshalb eine riskante Aktie kaufst, um deinen Verlust schnell wieder auszugleichen.
Auf Einzelaktien solltest du als Anfänger also eher erst mal verzichten. Mit einer Ausnahme, aber dazu später mehr...
Mit einem ETF in viele Unternehmen gleichzeitig investieren
Doch was dann? Es gibt sie, die perfekte Alternative zu Einzelaktien...
Mit einem ETF kannst du in ganz viele Unternehmen gleichzeitig investieren. Das hat vielfältige Vorteile. Du bist sehr vielfältig investiert und damit gut abgesichert. Du hast sehr geringe Kosten. Und du hast langfristig eine sehr attraktive Rendite. In diesem Artikel erfährst du das Wichtigste zum Thema ETF.
Theoretisch könntest du einfach all dein Geld in einen MSCI World ETF stecken. Damit wäre dein Geld in knapp 1600 Unternehmen weltweit angelegt. Und du würdest von der positiven Entwicklung der Weltwirtschaft profitieren.
Oft wird ein MSCI World zusammen mit einem MSCI Emerging Markets zusammen empfohlen, zum Beispiel in der Aufteilung 70 zu 30%. Der Emerging Markets ETF, mit dem du in Unternehmen aus Schwellenländern investierst, gleicht dabei die Dominanz von US-Unternehmen im MSCI World aus.
Wenn du einen kleinen Turbo ETF mit reinnehmen willst, könntest du zum Beispiel 10% in einem ETF auf den Nasdaq anlegen. Hier sind nur 100 Unternehmen enthalten. Ein Nasdaq ETF alleine ist also im ETF Vergleich nicht besonders diversifiziert. Im Zusammenspiel mit den anderen ETFs finde ich es aber durchaus vertretbar.
zb 7000 in einen MSCI World ETF und 3000 in einen Nasdaq ETF. je nach Risikoneigung.
Der sicherste (oder einer der sichersten) ETF ist ein MSCI World.
Wenn du mit einem Teil auf etwas mehr Rendite spekulieren willst kannst du auch einen weiteren ETF dazu nehmen.
Die Entwicklung des Dax bleibt übrigens weit hinter der guten Entwicklung anderer Indizes zurück. Auch sind hier nur 30 Unternehmen vertreten. Es gibt eine Neigung unter Anlegern, die Aktien von Unternehmen aus dem Heimatland überzugewichten, den sogenannten Home Bias. Wenn du in die besten Unternehmen investieren willst sollte das aber für dich keine Rolle spielen.
Deutsche Anleger investieren natürlich überdurchschnittlich oft auch in deutsche Unternehmen. Bei der Geldanlage zahlt sich das nicht unbedingt aus. Hier
Der Home-Bias: warum du nicht auf den Dax setzen solltest. zu wenig diversifiziert, nur 30 Unternehmen, nur Deutschland. Und der Dax hat keine sonderlich gute Performance vorzuweisen.
dax vs SP500
sp500 vs Nasdaq
Am Beispiel des Dax erkennst du auch schon, dass ETF nicht automatisch gleich auch bedeutet, dass der ETF gut diversifiziert ist. Im Dax sind nur 30 Unternehmen enthalten.
Und es gibt viele ETFs, die noch gezielter ganz spezielle Branchen abdecken. Hier kann man mit einem Investment also innerhalb einer Branche eine Diversifikation erreichen. Insgesamt betrachtet aber wäre eine Investition in einen solchen ETF alleine alles andere als gut diversifiziert.
Branchen ETFs gibt es zum Beispiel zu den Themen Marihuana, Wasserstoff oder Künstliche Intelligenz usw.
Aussichtsreiche Branchen für die nächsten Jahre sind zum Beispiel Erneuerbare Energien oder Cyber Security. Dir sollte nur bewusst sein, dass es eine ganze Ecke spekulativer ist als ein MSCI World.
In einem 10.000 Euro Depot wäre ein solcher Branchen ETF, wenn überhaupt, nur als kleine Beimischung ratsam.
Bei einem ETF solltest du auf die Kosten achten. Die werden bei ETFs als TER angegeben. Das steht für Total Expense Ratio. Günstige ETFs gibt es für 0,2 - 0,6% jährliche Kosten.
Leider unterscheiden sich die tatsächlichen Kosten manchmal recht deutlich von den angegebenen Kosten. Auf der Webseite https://www.trackingdifferences.com/ kannst du dir aber einfach die tatsächlichen Kosten anzeigen lassen.
ETF, wenn aber die gesamte Branche abschmiert, leidet auch ein ETF.
Zwei "Basis-ETFs" für dich
Zwei Basis-ETFs mit geringen Gebühren, mit denen du weltweit diversifiziert bist sind zum Beispiel diese beiden hier.
- iShares MSCI World
- iShares MSCI Emerging Markets
Beide ETFs kannst du übrigens auch in einer nachhaltigen Version bekommen. Mehr Infos dazu findest du in diesem Artikel.
Deine erste Unternehmens-Aktie
Soweit in Kürze zu den ETFs. Sind Einzelaktien damit also tabu?
Einzelaktien können nicht nur eine hohe Rendite bringen, die Beschäftigung damit kann auch Spaß machen. Warum also nicht mal einen Zeh ins Wasser tauchen?
Wie wäre es, wenn du dir erst mal eine einzelne Aktie ins Depot legst? Von einem Unternehmen, zu dem du einen Bezug hast, oder das du gerne magst.
Gut möglich, dass du feststellst, dass dich die Unternehmensnachrichten plötzlich mehr als sonst interessieren. Du bekommst ein Gefühl dafür, wie bestimmte Unternehmensnachrichten den Kurs beeinflussen. Oder auch welchen Einfluss gesellschaftliche Entwicklungen haben können. Und du lernst dich selbst besser kennen, wenn du siehst, wie du zum Beispiel auf einen Kursrückschlag von 30% reagierst.
Bei dieser Investition braucht es erstmal gar nicht darum zu gehen, einen großen Gewinn zu machen. Es geht erst mal darum, dich dem Thema anzunähern, und zu erkunden, ob das aktive Investieren dir liegt. Vielleicht merkst du, dass du zu 100% der ETF Typ bist. Vielleicht leckst du aber auch Blut, und kannst dich mehr und mehr für das Thema Aktien und Börse begeistern.
Ich finde es neben der ganzen Geldthematik tatsächlich auch einfach spannend, weil es immer um künftige Entwicklungen geht. Wie leben wir in 5 oder in 10 Jahren? Wie werden wir uns fortbewegen, wie wird unser Arztbesuch aussehen?
An der Börse wird die Zukunft gehandelt, heißt es ja. Und dieser Blick in die Zukunft ist auch ein sehr wirksames Gegengift gegen die vielen schlechten Nachrichten.
Sondern vielmehr, dich dem Thema einerseits spielerisch anzunähern. Aber andererseits durch das reale Investment auch wirklich einen Bezug dazu herzustellen.
du schnupperst rein, es ist spannend. skin in the game, vielleichst leckst du blut und merkst dass es dir spass macht.
du verfolgst unternehmens oder branchen Nachrichten anders.
Ich würde immer dazu raten den Großteil möglichst sicher anzulegen. Wenn du mit einem kleinen Teil, zum Beispiel 10% spekulativer unterwegs sein willst, ist das auch ok.
7 etf, + 2 etf + 1 aktie an die du glaubst.
du schnupperst rein, es ist spannend. skin in the game, vielleichst leckst du blut und merkst dass es dir spass macht.
keine gehypten Aktien am ATH kaufen. gefahr viel zu verlieren, siehe marihuana aktien, wasserstoff aktien habe vor Jahren auch extrem verloren. Du solltest dir des Risikos bewusst sein und einen Verlust ggf. auch als Lehrgeld verbuchen und abhaken können.
Das Timing: wann soll ich kaufen?
Und jetzt? Gleich loslegen, Depot eröffnen und nächste Woche 10.000 Euro auf einen Schlag investieren?
Gerd Kommer, der das Buch investieren mit Index Fonds geschrieben hat, sagt, dass es statistisch in den meisten Fällen am besten ist, sofort in den Markt einzusteigen. (Siehe hierzu auch sein Artikel Timing des Markteinstiegs)
Er schreibt, Market Timer würden zu viel Zeit am Spielfeldrand verbringen. Und von dort liesse sich bekanntlich kein Spiel gewinnen.
Neben der statistischen Wahrscheinlichkeit gibt es aber natürlich auch noch den psychologischen Faktor. Und ich kann jeden nur zu gut verstehen, der Angst hat, dass sein Vermögen nächste Woche nur noch halb so gross ist. Was also tun?
Eine einfache Lösung ist es, in Tranchen einzusteigen. Also zum Beispiel 25 % quartalsweise investieren. Oder ein Drittel heute, ein Drittel 6 Monaten und das letzte Drittel in einem Jahr. So besteht nicht die Gefahr, dass du mit 100% deines Betrags zum ungünstigsten Zeitpunkt einsteigst.
Ich habe selbst sehr lange am Spielfeldrand gestanden. Die Angst vor dem nächsten Crash fand ich sehr plausibel und da der letzte Crash schon einige Jahre her war, dachte ich, warte ich einfach auf den nächsten Crash. Allerdings musste ich noch ziemlich lange warten, und in der Zwischenzeit habe ich jede Menge Gelegenheiten versäumt.
Deshalb halte ich den Einstieg in Tranchen für die sinnvollste Mischung aus sofortigem Einstieg und vorsichtigem Abwarten.
Wenn du sehr ängstlich bist würde ich dir raten zumindest mit einem kleinen Betrag sofort einzusteigen, so dass du einfach loslegst.
meine erfahrung: sehr lange gewartet auf einen Crash. würde jedem raten, anzufangen. am besten auch genau so, Schritt für Schritt.
Fazit
Denn das wichtigste ist, einfach anzufangen!
Der Verlust von Kaufkraft zwingt dich dazu, etwas zu tun, wenn du nicht jedes Jahr Geld verlieren willst.
Dabei hast du viele unterschiedliche Möglichkeiten, die du je nach deiner Risikoneigung wählen kannst.
Mit einem ETF wie dem MSCI World brauchst du dir keinerlei Gedanken zu machen und streichst trotzdem langfristig einen Ertrag von ungefähr 8 % ein.
Mit einer Einzelaktie kannst du außerdem mit dem Einsatz von ein wenig Lehrgeld, das du bereit bist zu verlieren, mal einen ersten Versuch wagen. Das Auf und Ab kennen lernen, und Börse hautnah erleben. Vielleicht kommst du ja auf den Geschmack, und stellst dir nach und nach ein Portfolio aus Einzelaktien zusammen.
auf jeden Fall irgendwas machen damit besser als nichts damit machen. wegen inflation.
(so oder so, abhängig welcher Risikotyp du bist. und abhängig davon ob du dich mit deiner Geldanlage noch weiter beschäftigen willst.)