2. September 2020

In welche nachhaltigen ETFs kann ich investieren?

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Du willst Geld investieren, dabei aber sicher sein, dass du damit nicht Kinderarbeit, Umweltverschmutzung oder Waffenhandel unterstützt? Also dein Geld nachhaltig, ethisch korrekt und sozial verträglich anlegen?

Die gute Nachricht ist, dass dir hierfür bereits viele "nachhaltige" ETFs zur Verfügung stehen. Und es kommen ständig weitere hinzu.

Beim nachhaltigen investieren geht es um die Einhaltung der ESG Kriterien. Das steht für Environment, Social und Governance. Letzteres steht für eine gute Unternehmensführung.

Eine weitere Bezeichnung ist SRI, was für Socially Responsible Investments steht.

Auch Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, sieht Nachhaltigkeit als absolutes Zukunftsthema an. (Artikel FAZ)

Nicht nachhaltige Unternehmen werden als Anlagerisiko betrachtet. Der Vermögensverwalter fordert die Einhaltung der Kriterien deshalb immer mehr von den Unternehmen ein. Und das hat großes Gewicht, weil Blackrock oft größter Aktionär der Unternehmen ist.

Die Blackrock Chefin der Schweiz bemerkt hierzu: "Wenn die Millenials einmal das Geld ihrer Eltern geerbt haben, werden sie dieses nachhaltig anlegen. Nachhaltiges Anlegen wird zum neuen Standard." (NZZ Interview)

Hier erfährst du alles über Vor- und Nachteile, worauf du achten solltest, und in welche Anlagen du besser nicht investieren solltest...

Warum soll ich in nachhaltige ETFs investieren? Die Vorteile...

Wenn du in einen breit diversifizierten nachhaltigen ETF investierst, bekommst du die selben Vorteile wie bei einem der Standard ETFs, wie zum Beispiel dem MSCI World ETF.

Ein solcher ETF ist schwankungsarm und sehr sicher, wenn du dein Geld dort viele Jahre liegen lässt. Bei einem Anlagehorizont von 10 bis 15 Jahren hast du kaum ein Verlustrisiko. Mit dem MSCI World kommst du in 15 Jahren im Schnitt auf fast 8% Rendite pro Jahr.

In einen solchen passiven Index Fonds kannst du sehr günstig investieren. Die Gebühren sind verschwindend gering. Im Gegensatz zu vielen aktiv verwalteten Fonds, die ziemlich teuer sein können.

Einen ETF kannst du jederzeit kaufen und verkaufen, bist also nicht an Fristen gebunden. Und du kannst jederzeit selbst weiteres Geld anlegen oder Anteile verkaufen. Die Handhabung ist dabei sehr einfach.

Die nachhaltigen ETFs können dir darüber hinaus natürlich ein gutes Gefühl verschaffen. Und wenn du damit einen inneren Konflikt vermeidest, ist das natürlich auch sehr viel wert.

Und schließlich unterstützt du auch gesellschaftlich die Trendwende hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaften, denn je mehr in "grüne Unternehmen" investiert wird, desto mehr stehen die anderen unter Druck ebenfalls nachhaltiger zu werden.

Sicheres Anlegen führt zu Kompromissen

Einen Haken gibt es dann bei der Sache aber doch.

Die sogenannte Nachhaltigkeit der ETFs ist zum Teil Ansichtssache. Es läuft damit auf einen Kompromiss heraus. Zwischen deinen ethischen Ansprüchen einerseits und dem Wunsch dein Geld sicher und gewinnbringend anzulegen andererseits.

Denn dein Investment soll nachhaltig, aber natürlich auch erfolgreich sein. Wenn dein supergrünes Wohlfühl-Investment in den Keller rauscht und du auf Verlusten sitzt, ist auch der Wohlfühlfaktor dahin. Und wenn du dann nie wieder etwas davon wissen willst, ist das ja auch nicht nachhaltig.

Damit dein nachhaltiger ETF sicher ist, müssen viele Unternehmen enthalten sein. Der MSCI World zum Beispiel enthält ca. 1600 Unternehmen und ist sehr diversifiziert. Die grüne Version, der MSCI World SRI, enthält immerhin noch 400 Unternehmen. Auch das bietet dir noch eine gute Diversifikation und damit eine gute Sicherheit. Wenn du allerdings ganz genau hinschaust, findest du auch dort wahrscheinlich Unternehmen, die du nicht unbedingt mit Nachhaltigkeit verbindest.

Was ist eigentlich nachhaltig? Green Washing vs. echte Nachhaltigkeit

Für die Frage "Was ist nachhaltig?" gibt es drei mögliche Antworten:

  • Was bedeutet es für dich? 
  • Was bedeutet es für den Gesetzgeber?
  • Und was bedeutet es für die Unternehmen, die einen solchen nachhaltigen ETF zusammen stellen und anbieten...

Da es um deine Geldanlage geht, muss es für dich persönlich passen. Und jeder definiert für sich selbst etwas anders, was genau Nachhaltigkeit bedeutet. Dir mag Umweltschutz besonders wichtig sein, und Tierschutz vielleicht weniger wichtig. Oder umgekehrt.

Die EU hat mit Vorgaben gesetzlich geregelt, wie die ESG Kriterien zu bestimmen sind. Das soll verhindern, dass zum Beispiel ein ETF als "grün" oder "nachhaltig" beworben wird, es aber in Wirklichkeit nicht ist.

Die EU will damit eine gewisse objektive Vergleichbarkeit ermöglichen.

Aber wie werden die nachhaltigen Unternehmen von ETF Anbietern nun bestimmt und ausgewählt?

Hierzu werden 3 Prinzipien angewendet.

  • Ein Ausschluss bestimmter Branchen
  • Das Erfüllen der ESG Kriterien
  • Das Best in Class Prinzip

Zunächst werden bestimmte Branchen kategorisch ausgeschlossen, dazu gehören zum Beispiel Waffen, Atomkraft & Kohle, Tabak, Glücksspiel usw.

Für das Erfüllen der ESG Kriterien werden die Unternehmen vereinfacht gesagt eingeteilt in "schlecht", "ok" und "gut". Die "schlechten" schaffen es nicht in die Auswahl. Und einige ETF Anbieter gewichten dann die "guten" Unternehmen stärker, kaufen also besonders viele Anteile an den Unternehmen die die ESG Kriterien besonders gut erfüllen.

Genutzt wird auch das "Best in Class" Prinzip. Das bedeutet, dass jeweils die nachhaltigsten Unternehmen je Branche ausgewählt werden. Das führt aber auch dazu, dass oft Unternehmen mit dabei sind, die oft nicht im Ruf stehen, besonders nachhaltig oder verantwortungsvoll zu sein. Sie sind aber gemäß der verwendeten Kriterien eben die nachhaltigsten in ihrer Branche. 

Im MSCI World SRI zum Beispiel sind Microsoft, Pepsi und Nike vertreten. Wahrscheinlich allesamt nicht die Unternehmen, die dir zuerst einfallen beim Schlagwort Nachhaltigkeit.

Was sind deine eigenen Kriterien?

Du musst also für dich selbst schauen und entscheiden, ob du dich mit den im ETF vertretenen Unternehmen wohl fühlst.

Nicht automatisch ist wo SRI oder ESG drauf steht auch das drin, was DU für ethisch vertretbar hältst.

Am Ende ist es wahrscheinlich ein Kompromiss. Ein "grüner" ETF wie der MSCI World SRI bietet dir eine große Diversifikation. Mit etwa 400 Unternehmen bist du breit aufgestellt und dein Risiko ist gering. Dafür wird vermutlich nicht jedes darin enthaltene Unternehmen deinen Vorstellungen von nachhaltiger Geldanlage entsprechen.

Zwei ETF Vorschläge für dich

Hier kommen 2 ETF Vorschläge für dich. Beide sind gut diversifiziert und die Gebühren sind gering.

Ob die Vorschläge deinen Ansprüchen genügen, kannst natürlich nur du selbst entscheiden.

Der schon erwähnte iShares MSCI World SRI

Enthält ca. 400 Aktien aus der ganzen Welt (entspricht ungefähr einem Viertel des regulären MSCI World). Anders als der Name es vermuten lässt sind die US Unternehmen sehr stark vertreten mit einem Anteil von ca. 56%.

(Hier auf der iShares Webseite gibt es alle Infos inklusive der vollständigen Liste aller enthaltenen Unternehmen unter dem Punkt "Positionen")

Der zweite ist der MSCI EM SRI

Er beinhaltet ca. 300 Unternehmen. EM steht für Emerging Markets, also Schwellenländer. Dieser ETF wäre damit eine gute Ergänzung für den MSCI World, der ja sehr US-lastig ist. Eine beliebte Aufteilung ist 70/30. Also 70% in den MSCI World, und 30% in den MSCI Emerging Markets. Damit bist du weltweit gut diversifiziert.

Die Entwicklung der beiden nachhaltigen SRI Varianten zeigt, dass sie sich ganz ähnlich der nicht nachhaltigen ETFs MSCI World und MSCI Emerging Markets entwickelt haben.

Und auch die Kosten in Form der Gebühren sind niedrig und fast gleich. 

Du kannst beide übrigens kostenlos besparen bei trade republic. Hier fallen also nur die Gebühren des Herausgebers iShares an.

(Bei anderen Banken zahlst du zum Beispiel 1,5 % der Sparrate als Gebühr an die Bank. Heißt wenn dein Sparplan eine monatliche Rate von 100 Euro vorsieht, gehen jeweils 1,50 € an die Depot Bank. )

Was ist mit einem Branchen-ETF, zum Beispiel Erneuerbare Energien?

Es gibt auch ETFs, die gebündelt nur die Aktien von Unternehmen einer bestimmten Branche enthalten.

Wie zum Beispiel der iShares Global Clean Energy ETF (Zur iShares Webseite). Der ETF enthält eine überschaubare Menge an Unternehmen aus dem Bereich Solarenergie, Windenergie usw. Thematisch ein richtiges Wohlfühlinvestment also.

Politisch deutet auch alles darauf hin, dass sich der ETF die nächsten Jahre gut entwickelt. Die Energiewende ist politisch gewollt und wird auch finanziell massiv gefördert. Es ist trotzdem sehr viel risikoreicher in einen solchen ETF zu investieren. 

Das Thema Wasserstoff war vor einigen Jahren schon mal richtig heiß, und die Aktienbewertungen entsprechend hoch, bevor es dann wieder rasant abwärts ging.

Und auch das Thema Solar hat schon mal einen Boom erlebt, der sich zunächst als nicht nachhaltig heraus stellte. Durch die Fokussierung auf nur ein Thema ist die Gefahr von Verlusten hier viel größer.

Wenn du dein Geld nur passiv anlegen und dich dann nicht mehr darum kümmern willst, ist eine Streuung auf möglichst viele Branchen ratsam, wie mit einem MSCI World.

Also Finger ganz weg von Branchen ETFs?

Wenn du ein gewisses Risiko nicht scheust, dich mit dem Thema auskennst und du das Interesse mitbringst dich mit der Nachrichtenlage zu befassen, halte ich es für vertretbar auch in einen solchen Branchen-ETF zu investieren.

Dann allerdings auch wieder nur einen (kleinen) Teil. Also immer an die ausreichende Diversifizierung denken. Und es ist dann kein wirklich passives Investieren mehr, sondern erfordert deine Aufmerksamkeit. So dass du rechtzeitig reagieren kannst, um Verluste bestenfalls zu vermeiden.

(An der Stelle noch mal der Hinweis, dass das hier keine Anlageberatung darstellt. Für alle deine Investitionen bist am Ende natürlich immer nur Du alleine verantwortlich.)

Fazit

Nachhaltiges Investieren ist möglich. Und hierfür findest du auch immer mehr nachhaltige ETFs. Die Frage ist eben nur, ob die Zusammenstellung der ETFs auch deinen Kriterien entspricht.

Die großen "nachhaltigen" ETFs wie der iShares MSCI World SRI sind eben immer auch ein Kompromiss zwischen deinem Anspruch an Nachhaltigkeit einerseits und einer guten Diversifizierung und Rendite andererseits.

Das macht es für dich natürlich etwas aufwendiger. Dafür zahlt es sich am Ende gewissermaßen doppelt aus. Neben einer guten Rendite gibt es auch noch ein gutes Gewissen obendrauf.

...

Hier auch noch ein interessantes Video zum Thema:


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